Google oder Mercedes?

Die hier schon öfters gestellte Frage, ob wir sinnbildlich morgen mit einem Mercedes-Auto mit etwas Google drin oder mit einem Google-Auto mit etwas Mercedes drin unterwegs sein werden, bleibt weiterhin offen. Dass die deutsche Automobilindustrie alles unternimmt, um die Frage zu ihren Gunsten zu beantworten, ist jedoch offensichtlich und auch beruhigend.

Offenbar ist sich die Autoindustrie bewusst, dass das Auto von morgen nicht mit den Betrieben von gestern gebaut werden kann und den Autobauern große Umbrüche bevorstehen. So jedenfalls kann man es deuten, wenn ein Kernthema der diesjährigen IAA*-Messe-Konferenz lautet:

Welche tiefgreifenden Veränderungen und ungeahnten Perspektiven eröffnen neue Technologien für die Automobilindustrie?

… und außerdem die IBM-Chefin und -Vorstandsvorsitzende Virginia Rometty mit der Durchführung und Moderation der Konferenz betraut wird. Immerhin hat IBM, einer der weltweit größten und ältesten Technologie-Konzerne, während der letzten 20 Jahre – Rometty ist seit 2012 an der Spitze des Unternehmens – gewaltige Umbrüche im eigenen Hause umsetzen müssen, um im Wettbewerb mit den neuen Tech-Giganten Apple, Google, Microsoft, Amazon – um nur die amerikanischen zu nennen – einigermaßen mithalten zu können.

Die IBM-Chefin hat ihre Rolle richtig verstanden, packt zur Eröffnung der Konferenz ihren Werkzeugkasten aus und meint: „Ich habe einige der Erfahrungen aus der eigenen Transformation dabei und hoffe, dass diese auch für die Automobilindustrie hilfreich sind.”

Ihre erste Empfehlung lautet technologische Offenheit. „Man braucht eine offene Plattform. Nur durch offene Systeme ist die Fähigkeit zum Wandel in der erforderlichen Schnelligkeit gegeben.” Der zweite Tipp der Managerin ist eine radikale Änderung der Arbeitsweise: „Die Art und Weise, wie gearbeitet wird, muss sich radikal ändern. Das hat Folgen für die Belegschaft. Diese muss neu organisiert werden, um die richtigen Erfahrungen und das richtige Wissen für den Umbruch aufzubauen; das ist eine klare Führungsaufgabe.” Der dritte Ratschlag von Virginia Rometty: „Nutzt künstliche Intelligenz für die Bewältigung des Umbruchs!”

… was die Konferenz durch die Ergänzungen und Beiträge zahlreich anwesender Automanager, z. B. Ola Källenius, neuer Daimler-Chef, auch gezeigt hat. Die Message ist nicht nur angekommen, die deutschen Autobauer arbeiten mit Hochdruck daran, dass die ihnen anvertrauten Unternehmen auch morgen die Spitze der globalen Automobilindustrie bilden.


24.10.2019 - Zum Newsletter 4Q-5-2019